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«Im Humor wird das Scheitern erträglich»

Kabarettist Stefan Waghubinger ist mit seinem neuen Programm zu Gast im TAK – und erzählt seine schönsten Geschichten über die kleinen Stolpersteine des Lebens.

Interview von Julia Kaufmann / Liechtensteiner Vaterland

Lesedauer: 2 Minuten

Dienstag, 15.10.24

«Philosophie, Theologie, Politik, Moral, das Leben an sich und alle anderen Dinge, die man gerne richtig machen möchte und an denen man so schön scheitert, sitzen in meinen Geschichten immer in der ersten Reihe», sagt der österreichische Kabarettist Stefan Waghubinger. Im deutschsprachigen Raum hat er sich mit seinen melancholisch-philosophischen Kabarettstücken und seiner besonderen Art des Erzählens längst einen Namen gemacht. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens macht Stefan Waghubinger am 24. Oktober mit seinem neuen Programm halt im TAK – und macht sich damit auch selbst eine Freude.

Wie die meisten Humoristen bin ich ja versteckt im Herzen Romantiker und die Gemeinheiten sind nur eine Reaktion auf die verschmähte Liebe, weil mir das Leben seinen Sinn noch immer nicht verraten hat.
Stefan Waghubinger

Herr Waghubinger, Ihr Programm «Hab' ich euch das schon erzählt?» ist eine Sammlung Ihrer besten Geschichten. Was hat Sie dazu bewegt, diesmal den Blick in die Vergangenheit zu richten?
Stefan Waghubinger: Wenn man nahe an einer anderen Person oder einem Gegenstand steht, ist der Blick manchmal unscharf. Man geht einen Schritt zurück, um das ganze Bild sehen zu können. Deshalb habe ich bei meinen Geschichten schon immer gerne in die Vergangenheit geschaut, um mit ihr die Gegenwart zu erzählen. Ausserdem fand ich es schade, gerade die schönsten Geschichten nicht wieder zu erzählen, und deshalb mache ich mit diesem Programm vor allem mir selbst eine Freude, aber ich glaube dem Publikum auch.

Sie sprechen von einem «beim Einparken abgebrochenen Rückspiegel», den Sie den Zuhörerinnen und Zuhörern vorhalten. Was genau ist darunter zu verstehen?
«Dem anderen den Spiegel vorhalten» ist ja ein altes Bild, und vielleicht schwingt manchmal ein moralisches Überlegenheitsgefühl mit. Mein Spiegel soll dagegen ein Rückspiegel sein, in den ich auch selbst hineinsehe. Man sieht darin das Leben, wie es ist, nur eben auch die Sprünge und Risse, mit denen jeder von uns leben muss. Dass der Spiegel beim Einparken abgebrochen ist und nicht bei einem Unfall, von dem man vielleicht heroisch erzählen könnte, zeigt, dass es oft nicht die hohen Berge sind, an denen wir scheitern, sondern oft die kleinen Ameisenhügel, über die wir stolpern.

Apropos Scheitern: Auf der Bühne sprechen Sie oft darüber und bringen damit das Publikum zum Lachen. Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis hinter dieser Mischung aus Tragik und Humor?
Im Mittelalter hat man gesagt «die Engel lachen nicht». Der Gedanke dahinter war, dass es in einer perfekten Welt keine Notwendigkeit zu lachen gäbe. Da ist vielleicht was dran. Wir aber leben auf dieser Erde, haben keine Flügel, sondern Füsse, mit denen wir stolpern. Im Humor, weil er nicht ernst ist, aber doch oft wahr, wird dieses Scheitern erträglich. Wir atmen tief aus und das ist schon das halbe Lachen.

Ausserdem begegnen sich in Ihren Auftritten immer wieder liebevolle Gemeinheiten und philosophisches Granteln. Gibt es bestimmte Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Ich glaube, ich gehöre zu den Menschen, die immer noch ein wenig nach dem Sinn des Lebens suchen. Wie die meisten Humoristen bin ich ja versteckt im Herzen Romantiker und die Gemeinheiten sind nur eine Reaktion auf die verschmähte Liebe, weil mir das Leben seinen Sinn noch immer nicht verraten hat. Philosophie, Theologie, Politik, Moral, das Leben an sich und alle anderen Dinge, die man gerne richtig machen möchte und an denen man so schön scheitert, sitzen in meinen Geschichten immer in der ersten Reihe.

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