Ich, der Kaiser und Klinsi – Die Matthäus-Passion
Das Tagebuch des jungen Lothar Matthäus als Bühnenstück mit Stefan Gebelhoff und Daniel Berger.
Interview: Marie Ruback
Lesedauer: 2,5 Minuten.
Ganz im Zeichen des Fussballs steht unser diesjähriges Saisonabschlussfest: TAK-Schauspieler Stefan Gebelhoff zeigt am Sonntag, 23. Juni 2024 um 18 Uhr gemeinsam mit Daniel Berger das Tagebuch des jungen Lothar Matthäus «Ich, der Kaiser und Klinsi – Die Matthäus-Passion» als Bühnenstück.
Nachgefragt
Was macht die Fussballikone Lothar Matthäus - und damit sein Tagebuch - so faszinierend?
Stefan Gebelhoff: Lothar Matthäus’ Tagebuch, das die Bundesligasaison 1996/97 beschreibt, hat (fast) die Fallhöhe von Shakespeare’s Königsdramen. Der Weltmeister und Weltfussballer gewährt Einblicke in sein ganz persönliches Gefühlsleben: Lothar wird aus der Nationalmannschaft rausgeworfen, seine Ehe kriselt, seine Verletzungsprobleme zermürben ihn…
Wie ist das Projekt «Die Matthäus-Passion» und die Umsetzung der Biografie in ein Bühnenstück entstanden?
S. G.: Unsere «Matthäus-Passion» ist Ende 1998 als Satire auf den deutschen Zeitgeist entstanden. Fussball-Deutschland wurde Anfang der 1990er Jahre Weltmeister und litt seitdem an Selbstüberschätzung. Fussball wurde zu einem Multi-Millionen-Business, begleitet von einer sich durch die privaten Fernsehsender radikal verändernden deutschen Medienlandschaft. Fussballer und Funktionäre wurden von den Medien wahlweise als Popstars, Politiker oder Philosophen verehrt. Kaiser Franz Beckenbauer war der heimliche Bundespräsident und Berti Vogts sein Adjutant. Diese Scheinwelt aus Arroganz und Banalität war Anreiz genug für einen komödiantischen Blick auf die deutsche Seele.
Worin besteht Ihre spezielle Affinität zu Fussball?
Daniel und ich sind in unserer Kindheit mittags nach der Schule bis abends raus zum Bolzen auf Wiesen oder Garagenhöfen. Samstagnachmittags wuschen im Ruhrgebiet die Väter ihre Autos und im Radio lief die Bundesligakonferenz. Wir Kinder hörten und halfen mit. Fussball war ganz normaler Alltag, in dem die „Kleinen“ auch mal die „Großen“ besiegten. Und der ganz normale Fussballprofi der 1970er und 1980er Jahre machte nach seiner Karriere einen Lotto- und Tabakladen auf und blieb weiterhin nahbar. Doch vieles von dieser Fußballromantik wurde in den 1990er Jahren auf den Kopf gestellt. Fußballer wurden von den Medien zu wichtig genommen. Und wenn man als Mensch glaubt, dass man wichtiger als andere zu sein scheint, kann das schon mal die ein oder andere Persönlichkeit verändern…
Was unterscheidet in Ihren Augen die großen Fußballer der 1990er Jahre der heutigen Fußballstars?
Zigaretten (Mario Basler), Alkohol (Paul Gascoigne), Drogen (Diego Armando Maradona). Heute sind die Fussballstars Hochleistungs-Maschinen.
Welche Schnittmengen haben die Spiel-Plätze Fußball und Theater?
S. G.: Das Drama findet auf der Bühne und auf dem Rasen statt und die Zuschauer fiebern mit. Zugegeben, es gibt natürlich auch langweilige Fussballspiele… ;)
Wer ist Ihr Favorit bei der EM 2024?
S. G.: Die Schweiz. Aber Liechtenstein ist natürlich mein Meister des Herzens…
Im Anschluss an die Lesung feiern wir das TAK-Saisonabschlussfest mit unserem Publikum und dem Ensemble. Mit Bewirtung und Public Viewing des EM-Spiels Schweiz – Deutschland ab 21 Uhr im TAK-Foyer.
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